Rettungs- und Spürhunde – der Übersichtsartikel

Wer denkt nicht unmittelbar an Barry, den Bernhardiner mit Schnapsfässchen am Hals aus der Lawinenrettung, wenn von Rettungshunden die Rede ist? Das Fässchen ist zwar dazuerfunden, aber Barry gab es wirklich. Er lebte von 1800 bis 1814 bei den Augustinermönchen vom Hospiz St. Bernhard und hat rund 40 Menschen das Leben gerettet.

In welch vielfältigen Bereichen das gute Näschen unserer Hunde darüber hinaus eingesetzt werden kann, um Menschenleben zu retten und verschiedenste (Gefahr-)Stoffe aufzuspüren, erfährst du in diesem Artikel.

Arbeitsbeschreibung: retten und aufspüren

Der Arbeitsbereich der Rettungs- und Spürhunde ist ein vergleichsweise neuer Job für unsere Vierbeiner. Sind Jagd-, Wach- und Herdengebrauchshunde schon sehr lange spezifisch im Einsatz für Menschen, so begann der Einsatz von Rettungshunden wohl erst im 17./18. Jahrhundert mit den Bernhardinern vom Schweizer Hospiz St. Bernhard. In den im 19. und 20. Jahrhundert folgenden europäischen Kriegen wurden Hunde mehr und mehr für verschiedene Aufgaben eingesetzt: Munitionstransport, Melder, Wächter, Sanitätshund und schließlich in den Jahren des 2. Weltkriegs als Lawinen-, Flächen- und Trümmersuchhunde. Diese Hunde waren zunächst gar nicht gezielt ausgebildet. Ihre Fähigkeiten wurden eher allgemein genutzt, um Menschen in Notlagen aufzuspüren. In der Schweiz wurden allerdings etwa ab 1940 spezielle Lawinensuchhunde ausgebildet, etwas später dann Katastrophenhunde. Diese kamen zum Beispiel bei Bränden, Erdbeben und Flugzeugabstürzen zum Einsatz.

Spürhunde werden inzwischen sogar in Bereichen eingesetzt, die du vielleicht nie für möglich gehalten hättest. Bei der Arbeit von Spürhunden geht es darum, Menschen, bestimmte (Gefahr‑)Stoffe oder auch ganz andere Dinge aufzuspüren. Meist hat das damit zu tun, in irgendeiner Weise die Sicherheit für Menschen zu erhöhen. Neben den klassischen Drogenspürhunden, die wohl jeder kennt, gibt es z. B. auch

  • Mantrailinghunde (suchen vermisste Personen)
  • Sprengstoffspürhunde (suchen im Krieg oder Anti-Terroreinsätzen nach Sprengstoff)
  • Leichenspürhunde, auch Wasserortung (in akuten Fällen, aber auch in der Archäologie)
  • Schimmelspürhunde (spüren versteckte Schimmelbefall auf, der gesundheitsgefährdend wirken könnte)
  • Plattwanzenspürhunde (suchen Bettwanzen in Gebäuden und Flugzeugen)
  • Cyberspürhunde (suchen Datenträger)
  • Bargeldspürhunde (suchen größere Mengen an Papiergeld)
  • Spürhunde auf bestimmte Käferarten (eingewanderte Holzschädlinge, die Wälder schädigen)
  • Trüffelhunde (für die Feinschmecker unter uns im Einsatz) u. a.
Deutscher Schäferhund mit Geschirr schnüffelt in Flughafen an offenem Koffer.
Gepäckkontrolle mit Spürnase – Ausgebildete Spürhunde finden zuverlässig Gefahrstoffe und verbotene Substanzen.

Die unterschiedlichen Aufgabenbereiche

Du siehst also, es gibt fast nichts, was ein Hund mit seiner feinen Nase nicht leisten kann. Dieser Vielseitigkeit bedienen wir uns natürlich gerne und trainieren Hunde auf verschiedenste Hilfseinsätze.

Die bekanntesten Hunde aus dem Rettungsbereich sind wahrscheinlich die traditionellen Lawinensuchhunde. Unter meterdicken Schneeschichten können sie noch Spuren von Verschütteten wittern und übertrumpfen so regelmäßig Mensch und Technik. Aktive Lawinensuchhunde gehören der Bergwacht an und werden nach einem Lawinenabgang mit Vermissten schnellstmöglich per Helikopter an den Ort des Geschehens gebracht. Denn nach nur 15 Minuten unter Schneemassen sinken die Überlebenschancen für Verschüttete. Mittlerweile wird daher der Urvater der Lawinensuchhunde, der Bernhardiner, nicht mehr eingesetzt. Heute sind mittelgroße Hunderassen im Einsatz, die sich leicht mittels Hubschrauber und Pistenraupen transportieren lassen. Gleichzeitig müssen sie im Tiefschnee auch selber gut vorankommen können. Die Rasse ist dabei nicht entscheidend, aber der Lawinensuchhund muss winterfest sein und großen physischen sowie psychischen Anstrengungen standhalten.

Ganz andere Voraussetzungen müssen Wasserrettungshunde haben. Ertrinken ist nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Ursache für einen Unfalltod. Somit kommt den schwimmenden Rettern viel Bedeutung zu, gerade an Orten, wo regelmäßig viele Menschen schwimmen. Die bekanntesten Wasserrettungshunde sind Neufundländer. Aber auch Landseer und die wasserliebenden Retrieverrassen eignen sich für den nassen Job. Zusammen mit ihrem Hundeführer ziehen sie schwimmend ertrinkende Menschen aus dem Wasser. Um das leisten zu können, benötigen sie ein hohes Eigengewicht von mindestens 30 kg.

Italien ist seit vielen Jahren federführend in der Ausbildung von Wasserrettungshunden. Eine interessante Dokumentation zu den Wasserrettungshunden vom Gardasee kannst du hier sehen.

In Deutschland ist insbesondere die Wasserwacht Augsburg in der Wasserrettung mit Hunden aktiv.

Labrador schwimmt mit Schwimmweste und zieht Person.
Lebensretter im Wasser – Wasserrettungshunde retten zusammen mit ihrem Hundeführer Menschen vor dem Ertrinken.

Spürhunde haben völlig andere Aufgaben als Rettungshunde, dienen jedoch ebenfalls zur Erhöhung der Sicherheit.

Drogenspürhunde werden beispielsweise  immer dann von der Polizei oder dem Zoll eingesetzt, wenn der Verdacht besteht, dass irgendwo verbotene Substanzen versteckt sind. Mit ihrer sensiblen Nase können sie von diesen feinste Spuren erfassen und zuverlässig das Versteck anzeigen. Dabei müssen die Hunde auf jede einzelne Substanz trainiert werden, denn Cannabis riecht zum Beispiel anders als Ecstasy, Opiate (z. B. Heroin) oder Amphetamine (z. B. Speed).

Drogenspürhunde werden bei Fahrzeugkontrollen und an Flughäfen eingesetzt, um das Schmuggeln von Suchtmitteln zu verhindern. Auch in Justizvollzugsanstalten werden Drogenspürhunde eingesetzt, denn rund 40 % der Inhaftierten sind drogenabhängig. Dem Drogenkonsum sowie Drogenhandel soll wortwörtlich ein Riegel vorgeschoben werden. Das könnte auch die Rückfallquote in die Kriminalität senken. Intensive Nasenarbeit ist jedoch Schwerstarbeit für einen Hund: nach 20 bis 30 Minuten intensiver Suche braucht jeder Profi-Spürhund eine ausgiebige Pause.(Quelle: WDR Morgenecho)

Es gibt noch viele weitere Arten von Such- und Spürhunden. So wird an Flughäfen zum Beispiel auch nach geschützten Tierarten in Gepäck gesucht, nach Tabak und Bargeld. Vermisste Personen werden per Mantrailinghund gesucht und Wasserortungshunde kommen zum Einsatz, wenn ein Mensch im Wasser vermisst wird. Hier wird dann gezielt nach einer Leiche gesucht. Cyber- und Handyspürhunde suchen nach elektronischen Medien und Schimmelpilzsuchhunde sind in der Gebäudebegutachtung aktiv.

Es gibt also fast nichts, auf das eine Hundenase nicht geprägt werden könnte. Dies erfordert jedoch ein intensives und ganz gezieltes Training auf eine einzelne oder wenige Substanz/en, einen bestimmten Geruch. Spürhunde sind also immer Spezialisten in einem klar umgrenzten Gebiet und nicht als „Allrounder“ einsetzbar.

Welcher Hund eignet sich für diese Aufgabe?

Anders als bei den Arbeitshunden, die gezielt für ihre Einsatzgebiete gezüchtet wurden, kann jeder Vierbeiner als Spür- und Rettungshund ausgebildet und eingesetzt werden, der sich für diesen Job eignet. Es gibt für jeden Bereich einige Kriterien, die erfüllt sein müssen. Für alle gilt: die perfekte Zusammenarbeit mit ihrem Hundeführer ist absolut entscheidend, um diese verantwortungsvolle Aufgabe ausüben zu können.

  • Rettungshunde müssen physisch und psychisch robust sein, mit widrigen Bedingungen wie Tiefschnee oder beispielsweise einem Trümmergelände nach Erdbeben zurechtkommen. Dabei hat sich eine mittlere Größe als perfekt herauskristallisiert, auch um mit eventuell vorhandenen Kleinfahrzeugen möglichst schnell an Ort und Stelle gebracht werden zu können oder von einem Helikopter abgeseilt zu werden. Solchen Gegebenheiten müssen sie mit äußerster Gelassenheit begegnen, was aber auch trainiert wird.
  • Wasserrettungshunde hingegen dürfen ruhig groß und sollten mindestens 30 kg schwer sein, denn sie müssen zusammen mit ihrem Hundeführer eine ertrinkende Person bergen können. Und natürlich ist die Begeisterung fürs kühle Nass Grundvoraussetzung für den Job.
  • Spürhunde sollten neben ihrer guten Nase vor allem verspielt sein. Das klingt bei der Ernsthaftigkeit ihrer Aufgabe erst einmal seltsam, aber das Suchen von Substanzen ist für die Tiere in erster Linie ein begeisterndes Spiel. Und bei Erfolg winkt immer eine Belohnung. Dennoch ist es nicht einfach, den Job zu kriegen, denn

„Nur etwa zehn Prozent aller Hunde sind als Drogenspürhunde geeignet“

(Quelle: welt.de)

Ein schwarzweisser Hund sucht mit Polizisten Auto am Straßenrand nach Sprengstoff ab.
Achtung Bombendrohung! – Hier kann die Spürnase unserer Hunde Leben retten.

Diese könnten ebenfalls im Tierheim leben – der Zoll sucht auch dort und im Internet nach passenden Hunden. Vor allem müssen sie zum Hundeführer passen, denn auch hier ist wieder zuverlässige Teamarbeit angesagt.

Wie wird ein Hund Rettungs- oder Spürhund?

Wie in allen Bereichen, in denen Hunde mit Menschen eng zusammenarbeiten, wird die erste Zeit eines Rettungs- oder Spürhundes drauf verwendet, die Beziehung zwischen Hundeführer und Hund auszubauen und zu festigen. Grundgehorsam ist wichtig, aber genauso das gegenseitige Vertrauen. Hund und Hundeführer müssen sich blind aufeinander verlassen können. Es ist notwendig, das Tier an alle möglichen Umgebungen und Umwelteinflüsse zu gewöhnen, damit es später angstfrei und gelassen auftreten kann. Nur so kann sich der Hund im Einsatz vollkommen auf seine Aufgabe konzentrieren. All dies wird in den ersten paar Lebensmonaten erlernt und gefestigt. Danach wird mit den spezielleren Aufgaben begonnen. Zwei bis drei Jahre beträgt die durchschnittliche Ausbildungsdauer für einen Rettungshund. Er absolviert zahlreiche Prüfungen und muss die Rettungshundeprüfung jährlich wiederholen. Im Alter von 12-15 Monaten ist er fit für seine erste Prüfung. Verschiedene Verbände wie DRK, ASB, DLRG bilden private Rettungshundeteams aus, dabei sollte ein Hund zu Beginn nicht älter als 2-3 Jahre sein.

Daneben gibt es Vereine, die sich mit der Ausbildung von Rettungshunden beschäftigen, Seminare anbieten und Prüfungen ausrichten, wie der Deutsche Rettungshundeverein e.V.

Die Internationale Prüfungsordnung Rettungshund (IPO-R), an der auch der FCI (Fédération Cynologique Internationale), der Weltverband der Hundezüchter, mitgearbeitet hat, gilt dabei als weltweit anerkanntes Gütesiegel.

Ein weiterer Verband stellt Ausbildungsgelände zur Verfügung:

„Der BRH Bundesverband Rettungshunde e.V. ist die einzige internationale Rettungshunde-Organisation mit drei eigenen großen Gelände für die Aus- und Weiterbildung. Jedes dieser Gelände eignet sich für Ausbildungs- und Trainingsmaßnahmen in den Sparten Rettungshunde, Katastrophenschutz und Humanitäre Hilfe.“

(Bundesverband Rettungshunde e. V. )

Solltest du dich mit deinem Hund für eine Ausbildung als Rettungshundeteam interessieren, informiere dich einfach bei den verschiedenen Verbänden/Organisationen. Links findest du am Ende des Artikels.

Rettungshund und Hundeführer suchen in Trümmerfeld nach Überlebenden
Rettungshunde müssen mit schwierigsten Umgebungsbedingungen klarkommen und sind im Einsatz für Menschenleben häufig selbst einem Risiko ausgesetzt.

Eine Ausbildung zum Spürhund kann ab dem zweiten Lebensjahr eines Hundes erfolgen und dauert zwischen vier und fünf Monaten. Diese kurz wirkende Zeit kommt dadurch zustande, dass die Hunde als Spezialist nur auf eine bestimmte Substanz trainiert werden und das Ganze als großartiges Spiel verstehen. Selbstverständlich kann auf diese Basisausbildung weiter aufgebaut werden.

„Insgesamt 18 Wochen lang wird das Tier in der Zollhundeschule im niedersächsischen Bleckede ausgebildet. „Da sind zum Beispiel mehrere Grabvasen aufgestellt, und in einer davon sind Drogen“, erzählt Munkler. „Schnüffelt der Hund an der richtigen Vase, wird er belohnt – so oft, bis er das Prinzip erkannt hat.“ Nach und nach wird mit verschiedenen Verstecken und Drogenarten geübt.“

(Quelle: welt.de)

Verschiedene Dienstleister wie zum Beispiel die K9-Spürhundeschule bieten Ausbildungen in diesem Bereich an.

Fazit

Ist es nicht großartig, wie vielfältig unsere vierbeinigen Freunde als Rettungs- und Spürhunde einsetzbar sind? Dass sie mit ihrer Arbeit unsere Sicherheit erhöhen, mitunter sogar Lebensretter sind, zeigt, wie eng die Hund-Mensch-Beziehung ist. Wenn du Interesse hast, mit deinem Hund ehrenamtlich als Rettungshundeteam zu arbeiten, kannst du dich z. B. bei folgenden Verbänden informieren:

Deutsches Rotes Kreuz

Arbeiter Samariter-Bund

Deutsche Lebensrettungsgesellschaft

Johanniter-Unfallhilfe

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Wenn du Erfahrung hast mit Rettungs- oder Spürhundearbeit, berichte doch in einem Kommentar gerne von den Voraussetzungen, die Mensch und Tier dafür mitbringen sollten.

Unsere Leser würden sich über Berichte aus der Praxis freuen – und wir auch!

Bild:

(c) swisshippo / Depositphotos.com
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Autor dieses Beitrags: Anja

Ich bin Anja, ausgebildete Hundephysiotherapeutin und lebe seit vielen Jahren mit den verschiedensten Tieren/Tierarten zusammen. Aktuell mit zwei Hunden, einer Katze und zwei griechischen Landschildkröten. Außerdem habe ich mehrere Jahre für den Tierschutz Wildtierbabies, insbesondere Vögel und einige Würfe verwaister Katzenbabies aufgezogen.

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